Der Kaffeeautomat

Täglich plätscherten wenige koffeeingeile Schüle zu ihm, nachdem sie sich schon seit dem Abend bemühten, 60 Pfennig "klein" zu haben. Man warf das Geld ein, entnahm das leicht antiquarische Gesöff und verzog sich mit verzerrtem Gesichtsausdruck. Der Kaffeeautomat blieb für alle ein Objekt ohne gefühlsmäßige Bindung.

Doch dann geschah es:

Eines Morgens begab sich wieder eine der durchzechten Fratzen zu eben jenem charakterlosen Objekt, kramt seine mühsam zusammengesammelten 60 Pfennige hervor, doch der Kaffeeautomat verabschiedete sich just in diesem Moment von seiner Prostitution und spie seinen Inhalt ohne den Einwurf der 6 Groschen aus. Wie sich herausstellte, war das an diesem Tag kein Einzelfall. Nachdem nun hysterisch gewordene Schüler und Schülerinnen durch laute Schreie wie "Kaffee bis zum Abkotzen!", !...nie mehr schnorren für Koffein!" oder "Wer hat ne Thermoskanne?", den durstigen Geizhals in jedem geweckt hatten, strömten Schülermassen zu dem plötzlich sympatisch gewordenen Objekt unserer Lehranstalt. Schultaschen flogen durch die Luft, Ellenbogen wurden ausgefahren, sogar der beste Freund wurde zum Feind, um eines der so frischen Getränke zu erhaschen.

Die Menschenschlange erinnerte an die vor C&A am ersten Tag des Sommerschlußverkaufs. Auch die Pädagogen unserer Schule bemühten sich, die wunderbare Quelle versiegen zu lassen und beteiligten sich an der Sättigung der Zehntausend.

Unser geschröpfter Kaffeeautomat, der sich am Rand seiner Existenz befand, freute sich aufs Ende der Pause, um zu seiner einstigen Ruhe zurückzukehren. Diese Hoffnung konnte nicht erfüllt werden, denn sogar während des Unterrichts marschierten Schülerhorden, militärartig angeführt von ihren Lehrkörpern, zu dem Objekt der Begierde, um ihm den letzten Tropfen zu entsaugen.

Am Ende des Tages war allen schlecht, der Kaffeeautomat war bedeckt mit leeren Bechern, doch jeder Schüler hatte unser "charakterloses Objekt" liebgewonnen.

In solchen Momenten feiert die Überflußgesellschaft sich wohl selbst!!! :-)